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  • AutorenbildKarl-Heinz Henrich

Miguel Caló - Ein Bandoneonist und Orchesterchef wurde heute vor 115 Jahren geboren

Aktualisiert: 19. Mai

Sein Orchester wurde das „Orchester der Stars“ genannt !

Orquesta de las estrellas


Miguel Caló | 28. Oktober 1907 - 24. Mai 1972



Miguel Caló wurde heute vor 115 Jahren in Buenos Aires geboren, genauer im Barrio Balvanera. Mit fünfzehn Jahren begann er, Geige zu lernen, dazu die notwendige Musiktheorie. Was ihn allerdings mehr interessierte, war das Bandoneón. Nach nur einem Jahr war er mit dem Bandoneón bereit für öffentliche Auftritte. Mit 17 Jahren debütierte er im Jahr 1924 in einem Kino in Boedo, das sich „Independencia“ nannte, begleitet von einem Pianisten. Er wurde von seinem Lehrer Di Nápoli dem Maestro Osvaldo Fresedo empfohlen und 1926 wurde er in das Orchester von Osvaldo Fresedo aufgenommen. Dort spielte er, bis er kurze Zeit später in das Orchester von Francisco Pracánico wechselte, das zu dieser Zeit die berühmte Sängerin Azucena Maizani begleitete.

Der Unternehmer und Impresario Lococo, beauftragte Miguel Caló mit der Formierung eines Orchesters. Besetzt wurde es mit zwei Bandoneons, die Caló selbst und Domingo Cuestas spielten, zwei Violinen, gespielt von Raúl Kaplún und Estanislao Sabarese. Den Kontrabass spielte Luis Adesso und das Klavier Armando Baliotti. Der Sänger war der großartige Roberto Maida.

Ab 1928 ging Miguel Caló auf Europatournee, angeworben von Cátulo Castillo für dessen Orchester. Ein Jahr später spielte er wieder in Buenos Aires, diesmal im Kino „Regio“, das ebenfalls Señor Lococo gehörte. In dieser Formation spielte Luis Brighenti das Klavier, Enzo Roca den Kontrabass. Zweites Bandoneón wieder Domingo Cuestas, und die Streicher waren Domingo Varela Conte, Hugo Gutiérrez und Enrique Valtri. Dieses Orchester spielte etwa anderthalb Jahre, dann zog es Miguel Caló zum Radio, in genau dieser Orchesterformation.

Osvaldo Fresedo nahm ihn 1931 zu einer mehrmonatigen Reise in die USA mit, wo sein Orchester Auftritte in New York hatte. Zurück in Buenos Aires, spielte Miguel Caló wie vorher im Kino „Regio“ weiter für eine weitere Saison. Dann debütierte Miguel Caló im Radiosender Radio Splendid und erhielt dort den definitiven Ritterschlag in der Riege der Tangogrößen durch Aufnahmen, welchen er in dem sendereigenen Plattenlabel, mit zwei Aufnahmen belegte: Seine ersten Phonoaufnahmen waren der Tango „Milonga porteña“, ein eigener Titel, zusammen mit seinem Pianisten Luis Brighenti komponiert, und der Vals „Amarguras“ von Miguel Nijensohn. Es sollte das letzte Mal sein, dass Miguel Caló in einem Orchester selbst spielte.

Es beginnt ab 1934 eine lange Zusammenarbeit mit dem Label Odeón, in der Miguel Caló „nur noch“ als Orchesterchef in Erscheinung tritt. Es nähern sich die besten Jahre des Tangos und eine große Epoche des Orchesters von Miguel Caló. Diese Zusammenarbeit sollte bis Ende der 60er Jahre andauern, also eine klare Erfolgsgeschichte!

In diesem Orchester spielt immer noch Domingo Cuestas Bandoneón neben Calixto Sayago und Américo Eugenio Caggiano. Die Geigen sind besetzt mit Raúl Kaplun und Pedro Héctor Pandolfi. Klavier spielt Miguel Nijensohn und Kontrabass Mario Sciaterra. Der Sound dieses erweiterten Sextetts lehnt sich an das Muster von Osvaldo Fresedo an, der Pianist spielt in einer Weise, die an sein Vorbild Carlos Di Sarli und den Klang seines Sextetts erinnern lässt. Der Sänger dieser Formation ist Carlos Dante.

Später bekommen große Talente hier ihre Chance und werden im Orchester von Miguel Caló aktiv: Armando Baliotti, Héctor Carriquiri und Héctor Stamponi am Klavier; Julio Ahumada, Julio Cálise und Santiago Cóppola als Bandoneonisten, Orestes Zungri und Maurício Saiovich als Geiger oder die Brüder Miguel Calós, Antonio und Armando, als Kontrabassisten. Schließlich kommt in den Jahren 1938 und 1939 ein weiterer Bruder als Sänger hinzu: Roberto Caló, der später sein eigenes Orchester haben wird. Vergessen sein sollte auch nicht der Sänger Alberto Morel und ab 1937 ein besonderer Arrangeur, der den Klang des Orchesters prägen sollte: Der Geiger Argentino Galván.

Im Jahrzehnt der 40er sollte Raúl Kaplun der Geiger Enrique Mario Francini ablösen. Es entsteht das Orquesta de las estrellas („Orchester der Stars“), das zu seiner besten Form im Jahr 1943 aufläuft. Wieder beleben prominente Namen das Geschehen: Domingo Federico, Julio Ahumada, Antonio Ríos, Armando Pontier, Carlos Lázzari, José Cambareri, Eduardo Rovira und Felipe Ricciardi, alle Bandoneonisten, sowie neben Enrique Francini noch Aquiles Aguilar, Mario Lalli, Haroldo Gesaghi und Ángel Bodas als Geiger. Am Klavier neben Héctor Stamponi etwas später noch Osmar Maderna! In dieser großen Epoche des Orchesters singen Alberto Podestá, Raúl Berón, Jorge Ortiz, Raúl Iriarte, Roberto Arrieta und Luis Tolosa.

Musiker wie Enrique Francini, Armando Pontier oder auch Domingo Federico machen sich später wieder selbständig und verlassen das Orchester. Es kommen aber immer wieder gute Musiker dazu. Osmar Maderna ersetzt Miguel Nijensohn, der über ein Jahrzehnt dem Orchester treu bleibt, später wiederum durch Orlando Tripodi abgelöst. Von den vielen Musikern nur ein paar wenige Namen wie Félix Lipesker, Ismael Spitalnik, Julián Plaza, Víctor Lavallén und Simón Bajour.

Das Orchester bleibt in den 50er Jahren erfolgreich und kann sich auch in den 60er Jahren behaupten. Immer noch verpflichtet bei der Plattenfirma Odeon, gibt es mehr und mehr Radioauftritte bei Radio El Mundo, Belgrano oder Splendid.

Selbst Anfang der 70er Jahre bleibt das Orchester populär. Ein paar Aufnahmen, dabei ein neuer Titel vom Pianisten Orlando Trípodi zu einem Text von Mario Benedetti, werden bei dem Label Embassy aufgenommen. Mitten in dieser Aufnahmeserie bei Embassy trifft Miguel Caló am 24. Mai 1972 auf der Straße eine Herzinsuffizienz im Alter von 64 Jahren, die sofort tödlich ist. Am nächsten Tag sollte ein Auftritt zur Mai-Revolution in Argentinien, mit seinem Orchester stattfinden.

Viele prominenten Namen herausragender Musiker des Tangos begleiteten das Leben von Miguel Caló. Er hinterlässt als Komponist eine Reihe von Tangos und er belebte eine prägende Etappe der Tangogeschichte, sowohl als Instrumentalist mit seinem Bandoneón, als auch später als Orchesterchef.



(Quelle: YouTube)


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