Juan D'Arienzo - ein Geiger, der es an die Spitze schaffte...
Aktualisiert: 19. Mai
"El Rey de Compas" Der König des Rhythmus
Juan D'Arienzo 14. Dezember 1900 - 14. Januar 1976
Juan D'Arienzo wurde am 14. Dezember 1900 im Zentrum der Stadt Buenos Aires im Barrio Monserrat geboren als ältestes von drei Kindern eines aus Italien eingewanderten Ehepaares. Er erhielt eine Ausbildung an einem Musikkolleg und machte einen ordentlichen Abschluss als Geigenlehrer mit Diplom an dem weiterführenden Konservatorium Altiban-Piazzini.
Mit 18 Jahren spielte er dann zunächst in einem Trio mit dem Pianisten Ángel D'Agostino und einem weiteren Musiker Eugenio Bianchi in einem Theater Guiñol. Kurze Zeit später verband er sich mit dem anerkannten Musiker Carlos Posadas, der jedoch noch in demselben Jahr, im November 1918, starb. Juan D'Arienzo schloss sich mehreren Orchestern an, die auf Theaterbühnen und in Stummfilmkinos spielten. Im Orchester „Select Jazz Band“ spielte er im Kino Select Lavalle, und in dieser Phase komponierte Juan D'Arienzo sein erstes Stück. Es war kein Tango! Es war ein Foxtrot mit dem Titel „Tu boquita“.
Mit dem Pianisten Angel D'Agostino, ebenfalls Jahrgang 1900, teilte er viele Engagements in Orchestern. Beide sollten später eigene Orchester dirigieren! 1924 spielten die beiden etwa im Kino Paramount, wo auch das Duo Gardel-Razzano auftrat, ab 1927 wechselten sie zum neu eröffneteten Kino Hindú, wo jedoch sehr rasch Luis Visca von Angel D'Agostino die Tasten übernahm.
1928 hatte dann Juan D'Arienzo sein eigenes Orchester! Und es gab sofort einen Vertrag für Plattenaufnahmen bei dem Label Elektra. Bekannte Namen schmückten dieses Orchester und veredelten die Musik: Unter anderen spielten in der ersten Formation Ciriaco Ortiz und José Servidio Bandoneón, während am Klavier Juan Alfonso Lacueva, Juan Carlos Howard, Luis Visca, Juan Polito oder Vicente Gorrese abwechselnd zu hören waren. Sänger waren Carlos Dante und Francisco Fiorentino.
Etwas später teilten sich Luis Visca und Juan D'Arienzo die Verantwortung für das gemeinsame Orchester mit dem Namen D'Arienzo-Visca, bis Visca 1934 ausschied. Juan D'Arienzo verpflichtete nun den Pianisten Lidio Fasoli für sein allein fortgeführtes Orchester. Mit dem ersten Sänger Rafael Cisca wurden noch keine Aufnahmen gemacht, dies sollte erst kurze Zeit später fortgesetzt werden. 1935 war dieses entscheidende Jahr, als D'Arienzo wieder mit Studioaufnahmen begann, diesmal für RCA Víctor. Es gab einige erste Aufnahmen in diesem Jahr, noch mit Lidio Fasoli am Klavier, der aber im Laufe des Jahres durch Rodolfo Biagi ersetzt wurde.
Seinen Stil hatte D'Arienzo in diesem Augenblick längst gefunden, aber Biagi veredelte die Arrangements durch seinen exzellenten Stil, seine individuelle Begleitung, die die Melodiebögen gekonnt umspielte. Wie kam es zu dem Namen des „Rey del compás“, des „King of rhythm“? Es soll, so berichtete Juan D'Arienzo selbst in einem Interview, im Cabaret Florida gewesen sein, in dem ehemaligen „Dancing Florida“, wo seit dem 1. Dezember 1930 Osvaldo Fresedo spielte, während D'Arienzo selbst im Cabaret Chantecler engagiert war. Die beiden Häuser gehörten demselben Unternehmer. Als D'Arienzo hier im Florida das Orchester von Fresedo ablöste, der sich selbst wieder, nach einer mehrjährigen Pause, Aufnahmen zuwandte, diesmal bei Brunswick, kündigte der bekannte Ansager „Prícipe Cubano“ ihn mit diesem wertschätzenden „Beinamen“ an.
Es begann eine länger als ein Jahrzehnt andauernde „goldene“ Epoche des Tangos.
Juan D'Arienzo, der „Rey del compás“ schafft es nicht nur, den Tango in den 30er Jahren wieder als Tanzrhythmus attraktiv zu machen, besonders für die Jüngeren auf den Tanzflächen, die sich auch für den Jazz begeisterten; er stellt vielmehr auch neue Rekordmarken auf bei seiner fast 4 Jahrzehnte andauernden Aufnahmetätigkeit bei nur einem Label, der RCA Víctor. Seit „Desde el alma“ und „Hotel Víctoria“ und wenig später „Silueta porteña“, seiner ersten Aufnahme mit Sänger, bringt er es bei Víctor auf annähernd 1000 Aufnahmen (genau sollen es 963 sein, plus 32 weitere, die nicht in den Verkauf kamen). Rechnet man die ersten Aufnahmen hinzu, die ab 1928 bei dem Label Elektra entstanden, wächst die Diskographie auf über 1.100 Aufnahmen an. Der erste Tango, 1928 aufgenommen, ist „Acordate lo que fuiste“ (Erinnere dich, was du warst). Wie sehr mag er sich später in seinem Leben dies selbst gefragt haben?
Pianisten wie Rodolfo Biagi, Juan Polito, Fulvio Salamanca haben sich in seinem Orchester profiliert; Sänger wie Alberto Echagüe, Héctor Mauré, Jorge Valdéz, Armando Laborde oder Mario Bustos haben sich neben vielen weiteren Stimmen in dieser Formation verewigt.
Neben der umfangreichen Aufnahmeaktivität spielt das Orchester von Juan D'Arienzo in Clubs und Cabarets wie dem „Chantecler“ oder dem „Marabu“. Eigentlich wollen ihn, den „Rey“, damals, selbst in den 50ern, alle haben. Anfang der 70er Jahre auch im Club „Michelangelo“. Auch in Uruguay, wo er recht oft spielt. Auftritte in Fernsehshows kommen später noch hinzu.
Als Komponist hinterlässt Juan D'Arienzo nicht ein riesiges, aber ein beträchtliches Werk, denn beinahe sämtliche seiner Titel, wie etwa „Paciencia“, sind Erfolgsnummern. Es sollen 43 Titel sein, die bei der SADAIC registriert worden sind.
Auch in der Filmgeschichte findet er einen würdigen Platz mit seinem Orchester, und nur, um es nicht zu unterschlagen, auch im Theater.
Tourneen wurden in diesem Zusammenhang bisher nicht erwähnt. Die Musik von D'Arienzo hatte ihre größten Fans auch in Japan, und andere Orchester waren bereits längst dem Ruf und dem Verlangen der Japaner gefolgt, selbst dort aufzutreten. Das Orchester von Juan D'Arienzo brachte dies nach langem Werben erst 1968 zustande, allerdings mussten seine Musiker sich ohne ihren Orchesterchef präsentieren. Er hatte sich mit einer Krankheit entschuldigen lassen, in Wirklichkeit fürchtete er den Flug. Auf keinen Fall wollte er,
darin war er offenbar panisch, so enden wie Carlos Gardel. Und so vertraten ihn Carlos Lázzari und Juan Polito in Japan würdig und wurden an seiner Stelle gefeiert...
Juan D'Arienzo sah es als seine größte Leistung an und bemerkte es mit Stolz, dass er den Tango in einer entscheidenden Phase der 30er Jahre aus der Krise erweckt und das Genre wieder populär gemacht hat. Seine letzte Ruhe findet Juan D'Arienzo auf dem Friedhof La Chacarita in Buenos Aires.
In Montevideo in der zweiten Hälfte der 30er Jahre mit Pintín Castellanos, Komponist von La Puñalada und Rodolfo Biagi.
Juan D'Arienzo mit Diana Maggi, Francisco Canaro und Marianito Mores 1949.
Juan D'Arienzo mit Troilo und Razzano
Der erste 1928 bei Elektra aufgenommene Titel hieß Acordate lo que fuiste. Juan D'Arienzo hat sich immer erinnert, wer er war - und was er auch seiner Mutter zu verdanken hatte!
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